Auf der jüngsten Baustelle des Entsorgungsverbands Saar mussten zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden: ungünstiger Grundstückszuschnitt, Zuwegung auf der Anlage, Erhaltung der Retentionsfläche, um nur einige zu nennen. Dank des Einsatzes von Betonfertigteilen und der guten Kooperation aller Beteiligten konnte der Bau eines Regenüberlaufbeckens in Primsweiler/Saarland nicht nur schneller als geplant realisiert werden, auch die Kosten blieben unter dem veranschlagten Budget.
Der Entsorgungsverband Saar (EVS) in Saarbrücken ist seit 1998 für die überörtliche Abwasserreinigung und Abfallbewirtschaftung im gesamten Saarland zuständig und vertritt dabei alle 52 Städte und Gemeinden des Bundeslands. Im Bereich der Abwasserwirtschaft umfassen die Aufgaben des EVS dabei einerseits die Planung, den Bau, den Betrieb sowie die Instandhaltung aller kommunalen Kläranlagen, andererseits die Übernahme und Zuleitung des Abwassers zu den Behandlungsanlagen. Das vom EVS betreute Sammlernetz hat dabei eine Länge von ca. 1.100 km und umfasst zahlreiche Schnittstellenbauwerke und 130 Kläranlagen.
Im Rahmen der Modernisierung des saarländischen Kanalnetztes wurde 2021 die Erstellung eines Regenüberlaufbeckens in der Nähe des Orts Primsweiler realisiert. Das Bauwerk sammelt das anfallende Mischwasser und leitet dieses dann geregelt an die nachgeschaltete Kläranlage weiter. Bei starken Niederschlagsereignissen erfolgt nach Füllung des Rückhaltevolumens ein Abschlag in die benachbarte Prims. Verantwortlich für die Umsetzung der Maßnahme waren seitens des EVS Herr Andreas Schumacher als Bereichsleiter und Herr Frank Kaufmann als Projektleiter, deren langjährige Erfahrung ihnen bei diesem Projekt zugutekam. Als Planungsbüro zeichnete das Ingenieurbüro Biwer Consult aus Schmelz verantwortlich.
Entscheidung „pro Beton“
Die Lage bzw. der Zuschnitt des verfügbaren Grundstücks sowie die gewünschte Größe des Regenüberlaufbeckens mit einem Volumen von 820 m³, stellten die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Die Planung des Vorhabens wurde daher von Anfang an ergebnisoffen durchgeführt und der EVS war über das gesamte Projekt aufgeschlossen gegenüber Sonderlösungen und Optimierungsvorschlägen. Die zunächst favorisierte Lösung mithilfe eines Rechteckbeckens wurde aufgrund der Gegebenheiten vor Ort verworfen. Auch die Idee einer Umsetzung mit Rundrohren aus GFK wurde laut Aussage von Herrn Kaufmann nicht weiterverfolgt, da diese die geforderten Anforderungen nicht erfüllten. So war die Auftriebsicherheit beim Einbau im Grundwasser nicht gegeben und der gewünschte Stauraum konnte aufgrund des Querschnitts nicht realisiert werden. Die Wahl fiel daher schnell auf Rechteckprofile aus Beton/Stahlbeton, die nach den individuellen Vorgaben des EVS gefertigt werden konnten. Dazu Herr Kaufmann: „Die Betonprofile hatten zwei Vorteile bei der Realisierung des Bauvorhabens. Das Grundstück soll weiterhin als Retentionsfläche für den in der Nähe verlaufende Fluss Prims genutzt werden. Die Verwendung von Betonfertigteilen ermöglicht niedrige Bauhöhen und wir konnten das Bauwerk komplett in die bestehende Umgebung integrieren. Zudem konnten die Rohre statisch so dimensioniert werden, dass der Betriebsweg zur Anlage über den Rohren verlaufen kann und wir dadurch das Grundstück optimal ausnutzen. Diese Vorteile haben letztlich den Ausschlag bei der Entscheidung für den Werkstoff Beton gegeben.“
Flexibilität aller Beteiligten führt zum Ziel
Die Ausschreibung für das Bauvorhaben wurde 2020 unter der Zulassung von Nebenangeboten veröffentlicht und den Zuschlag erhielt die Firma Molter Tiefbau GmbH aus Eppelborn, die in ihrem Angebot eine Auftragssumme von ca. 1,4 Mio. € veranschlagt hatte. Die ursprüngliche Planung sah dabei eine Anlage mit 5 Stauraumsträngen aus Betonprofilen vor, die dann in einem Kopfbauwerk aus Ortbeton zusammengefasst werden. In Kooperation mit dem FBS-Mitglied HABA-BETON / Johann Bartlechner KG aus Bayern konnte diese Planung optimiert werden, so dass sowohl die Auftragssumme sowie die Bauzeit schon vor Baubeginn reduziert wurden – sehr zur Freude der Verantwortlichen des EVS.
„Wir konnten das ursprünglich geplante Kopfbauwerk aus Ortbeton durch ein mehrteiliges Bauwerk aus Betonfertigteilen ersetzen, das anschließend vergossen wurde. Durch die Vorfertigung der Einzelteile im Herstellerwerk und die „just-in-time“-Lieferung durch die Firma HABA-BETON, konnten wir sowohl Kosten als auch Bauzeit einsparen, da die aufwändigen Schalarbeiten und Aushärtungszeiten entfielen.“, so Marco Molter von der bauausführenden Firma Molter Tiefbau. „In Absprache mit der Firma HABA wurden außerdem die einzelnen Bauteile so dimensioniert, dass wir auf den kostenintensiven Einsatz eines stationären Krans verzichten und stattdessen einen Bagger verwenden konnten, der zur Durchführung der Erdarbeiten schon auf der Baustelle vorhanden war. Die Firma HABA-BETON war im Hinblick auf die Fertigung der Bauteile, die Koordination und die Logistik sehr flexibel und hat uns bei der Abwicklung dieses herausfordernden Projekts ausgezeichnet unterstützt.“
Durchdachte Lösung
Die auf der Baustelle eingebrachten Rechteckprofile hatten eine Länge von insgesamt 420 m, einen Querschnitt von 2 x 1,2 m und wurden mit Trockenwetterrinne ausgeführt. Gemeinsam mit dem Kopfbauwerk konnte das geforderte Volumen von 820 m³ problemlos realisiert werden. Sowohl die Rechteckprofile als auch das Kopfbauwerk wurden strömungsoptimiert hergestellt und aufeinander abgestimmt, um eine optimale Ausnutzung des Stauraums zu gewährleisten.
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf der Baustelle erfolgte die Lieferung der Betonfertigteile durch die Firma HABA-BETON jeweils entsprechend dem Baufortschritt, um unnötige Zwischenlagerungen zu vermeiden. Gleichzeitig sorgte die Optimierung der Abläufe auf der Baustelle dafür, dass der Einbau der 5 Rückhaltestränge parallel zueinander fortschritt. Diese Vorgehensweise hatte den Vorteil, dass der Aushub, der an einem Ende entnommen wurde, am anderen Ende direkt wieder eingebracht werden konnte und somit auch hier eine Zwischenlagerung des Materials entfiel. Zusätzlich konnte aufgrund der rechteckigen Form der Profile die Hälfte des sonst benötigten Verbaus eingespart werden, da die Seitenwände der Profile dessen Funktion übernahmen.
Vom Sorgenkind zur Musterbaustelle
Die Vielzahl von kleinen und großen Optimierungsmaßnahmen, die durch die enge und offene Zusammenarbeit von EVS, Molter Tiefbau und HABA-BETON entwickelt wurden, hat dazu geführt, dass aus einem Projekt mit vielen Fragezeichen am Ende ein Vorzeigeprojekt geworden ist. „Das Projekt hat uns richtig Spaß gemacht und lief durch die professionelle Zusammenarbeit aller Beteiligten absolut „geräuscharm“ ab. Aufgrund der guten Kooperation und der Flexibilität der Unternehmen konnte die Baumaßnahme günstiger und schneller realisieren, als wir es in der Planung vorgesehen haben.“, so Andreas Schumacher, verantwortlicher Bereichsleiter des EVS.