Das Fraunhofer-Instituts UMSICHT hat einen Kurzbericht zum Thema „Recherche und Bewertung des Wissensstands zu Abrieb in Abwasserrohren aus Kunststoff“ erstellt, der nun veröffentlich wurde.
Zusammenfassung
Nach einer Begriffsklärung und einer allgemeinen Einführung in das Thema „Kunststoffe“, gehen die Verfasser des Berichts auf die Thematik des Abriebs ein. Im Anschluss stellen sie die verschiedenen Untersuchungsverfahren zum Abriebverhalten von Werkstoffen ausführlich vor und beleuchten Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren.
Für die anschließende Abschätzung der Mikroplastik-Emission werden einige Annahmen getroffen, auf deren Basis der zu erwartende Abrieb mit Hilfe numerischer Berechnungen abgeschätzt wird. Durch die grafische Darstellung der Ergebnisse von 1.000 zufälligen Konfigurationen ergibt sich eine Wahrscheinlichkeitsverteilung, anhand derer sodann sowohl der wahrscheinlichste Abrieb als auch der maximale Abrieb ermittelt werden kann.
Da es sich bei dem Kanalnetz um ein teilweise geschlossenes System handelt (das Abwasser wird in Kläranlagen behandelt, bevor es in den Vorfluter eingeleitet wird), gelangt nicht die komplette Menge des Mikroplastikabriebs in die Umwelt. In ihrer Abschätzung gehen die Autoren des Berichts davon aus, dass ca. 38 % des erzeugten Mikroplastiks in die Umwelt eingeleitet werden.
Für das öffentliche Kanalnetz ergeben sich die folgenden Werte:
wahrscheinlichster Wert | maximaler Wert | |
erzeugter Mikroplastikabrieb | 120 t/a | 300 t/a |
in die Umwelt eingeleiteter Abrieb | 46 t/a | 114 t/a |
Für das private Kanalnetz gehen die Verfasser der Studie von einer ca. 1,5- bis 2-fachen Länge gegenüber dem öffentlichen Kanalnetz sowie Rohrdurchmessern zwischen 100 bis 300 mm und einem wesentlich höheren Anteil an Kunststoffrohren aus. Damit ergeben sich, unter Beibehaltung der Annahmen für das öffentliche Netz, für das private Abwassernetz die folgenden Werte:
wahrscheinlichster Wert | maximaler Wert | |
erzeugter Mikroplastikabrieb | 500 t/a | 1.200 t/a |
in die Umwelt eingeleiteter Abrieb | 190 t/a | 456 t/a |
Darüber hinaus haben die Autoren noch eine Abschätzung des bei der Verarbeitung und der Verlegung von Kunststoffrohren erzeugten Mikroplastiks vorgenommen. Hauptursachen sehen sie dabei in der Ablängung und dem Anfasen von Rohren auf der Baustelle. Die dabei entstehenden Mengen an Mikroplastik geben sie wie folgt an:
wahrscheinlichster Wert | maximaler Wert | |
Öffentliches Kanalnetz | 3 t/a | 10 t/a |
Privates Kanalnetz | 6 t/a | 25 t/a |
Zu beachten ist, dass diese Menge direkt und ungeklärt in das Grundwasser vor Ort gelangen kann.
Einordnung der Ergebnisse:
Als wahrscheinlichste Menge, die aufgrund von Abrieb in Kunststoffrohren erzeugt wird, gibt das Fraunhofer-Institut 120 t/a für das öffentliche und 500 t/a für das private Kanalnetz an.
Diese Menge mag auf den ersten Blick niedrig erscheinen, liegt aber in einem vergleichbaren Bereich wie z.B. der Mikroplastikeintrag durch Kosmetik – die entsprechende öffentliche Diskussion zu diesem Thema ist sicherlich noch gut in Erinnerung.
Zur Veranschaulichung:
Rechnet man die Mikroplastikmengen in Joghurtbecher um (Gewicht: 3 g; Höhe: 8 cm) würde man für das öffentliche und private Netz eine Kette von Bechern erhalten, die von Amsterdam nach Sydney reicht. Geht man von den maximalen Werten aus, könnte man sogar die Erde entlang des Äquators umspannen. Und dies jedes Jahr erneut!
Der komplette Forschungsbericht des Fraunhofer-Instituts UMSICHT steht unter folgendem Link zum Download bereit: