„Moderner Kanalbau mit Beton- und Stahlbetonrohren“
- Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Abwasserrohren und -schächten am Beispiel Beton (Dipl.-Ing. (FH) André Weisner, IZB)
- Die Bedeutung ökologischer Aspekte von Baustoffen – Ein Überblick (Dr.-Ing. Daniel Maga, Fraunhofer UMSICHT)
- Streitpunkt gestiegene Materialkosten – Preisrisiken im VOB-Vertrag (RA Carsten Schmidt, CLP Rechtsanwälte Düsseldorf)
- Betontechnologische Möglichkeiten beim Säureangriff – Ansätze zur Erhöhung des Säurewiderstands und Bewertung der Dauerhaftigkeit (Dr.-Ing. Jesko Gerlach, Leibniz Universität Hannover)
Zur Leistungsfähigkeit von Abwasserrohren und -schächten am Beispiel Beton
Herr Weisner gibt zunächst einen umfassenden Überblick über den aktuellen Zustand des Abwasserkanalnetzes in Deutschland und die Einbindung in Normen und Regelwerke, bevor er auf die Anforderungen an ein modernes Kanalnetz eingeht. Von großer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die Bereiche „Dauerhaftigkeit“, „Dichtheit“, die „hydraulische Leistungsfähigkeit“, die einerseits durch die Wahl der richtigen Betontechnologie auf Seiten der Hersteller, andererseits durch einen korrekten Einbau der Bauteile durch den Bauunternehmer beeinflusst werden.
Herr Weisner kommt zu dem Schluss, dass Schächte und Rohre aus Beton/Stahlbeton die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit zur Ableitung von Abwasser erfüllen und bei fachgerechtem Einbau eine hohe Dauerhaftigkeit und Lebensdauer zu erwarten ist. Und auch für extreme Belastungen im Abwasser bietet der Werkstoff Beton Anwendungspotential über die aktuellen Normen hinaus (z.B. Betone mit erhöhtem Säurewiderstand).
Die Bedeutung ökologischer Aspekte von Baustoffen
Der Vortrag von Herrn Dr. Maga befasst sich mit Umweltaspekten von Baustoffen und deren Bedeutung im Hinblick auf den Klimawandel. Herr Dr. Maga gibt zunächst Einblicke in Bezug auf die globale Erwärmung und stellt einen Zusammenhang zwischen Treibhausgasemissionen und Auswirkungen auf die Baubranche dar. Anhand von Umweltproduktdeklarationen (EPD) von Beton wird sodann erläutert, welchen Einfluss der Werkstoff auf die Treibhausgasemissionen besitzt und gefolgert, dass der Ausgangsstoff Zement dabei den größten Einfluss hat. Da es sich dabei um eine Prozessemission von CO₂ handelt, sieht Herr Dr. Maga drei mögliche Wege zur Reduzierung der CO₂-Emissionen. Zum einen die Senkung des Klinkergehalts im Zement (z.B. Verwendung eines CEM III), zum anderen die Speicherung/Nutzung des entstandenen CO₂ („CCU/CCS“) sowie als dritte Möglichkeit die Erhöhung der Recyclingquote und die Etablierung neuer Rohstoffkreisläufe. Fraunhofer UMSICHT arbeitet an verschiedenen Forschungsprojekten in diesem Bereich.
Streitpunkt gestiegene Materialkosten
Herr RA Schmidt setzt sich in seinem Vortrag mit den Auswirkungen der (rasant) gestiegenen Materialkosten in Bezug auf laufende VOB-Verträge auseinander. Laut aktueller Rechtslage hat der Auftragnehmer nur in einem begrenzten Rahmen die Möglichkeit, eine Erhöhung der Materialkosten an den Auftragnehmer weiterzugeben. Zunächst empfiehlt Herr Schmidt die Kontrolle des Vertrags im Hinblick auf „Preisgleitklauseln“ oder „Loyalitätsklauseln“. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass sich Auftragnehmer und Auftraggeber bilateral darauf einigen, die Preise nachträglich anzupassen. Diese Möglichkeit ist aber insbesondere bei öffentlichen Auftraggebern selten erfolgreich, da diese keinen Spielraum für eine Kulanzlösung besitzen (Ausschreibungsrecht). Auch ein Berufen auf die „Störung der Geschäftsgrundlage“, also eine schwerwiegende Veränderung der Umstände, die nach Vertragsschluss eingetreten ist, führt sehr selten zum Erfolg, wie aktuelle Gerichtsurteile zeigen. Als letzte Möglichkeit weist Herr Schmidt auf die Geltendmachung von Nachträgen zum Vertrag hin, die allerdings nur eingeschränkt verwendet werden können und einen konkreten Bezug zur Vertragserfüllung haben müssen (Bauzeitverzögerung, Verzögerte Vergabe, Mehrmengen).
Insgesamt stellte Herr Schmidt fest, dass eine Weitergabe von gestiegenen Materialkosten nur in einem begrenzten Rahmen möglich ist und jeder Fall einzeln zu prüfen ist.
Betontechnologische Möglichkeiten beim Säureangriff
In letzten Vortrag zum Thema „Säurewiderstand von Beton“ greift Herr Dr. Gerlach die Forderung der Dauerhaftigkeit aus dem Vortrag von Herrn Weisner auf. Zunächst geht Herr Dr. Gerlach auf den „Säurewiderstand“ von Beton ein und stellt die wichtigsten Begriffe und Prüfverfahren in diesem Zusammenhang dar. Anschließend präsentiert er verschiedene Ansätze zur Erhöhung des Säurewiderstands und gibt einen Einblick in verschiedene Studien zu diesem Thema. So haben beispielsweise die w/z-Wert-Minimierung, die Verwendung von Calcium-Aluminat-Zementen (CAC) sowie der Einsatz von Zementen mit hohem Sulfatwiderstand positive Auswirkungen auf den Säurewiderstand von Beton. Maßgebend für einen erhöhten Säurewiderstand ist ein dichtes Gefüge der Bindemittelmatrix.
Die 120 interessierten Teilnehmer*innen sorgten mit Ihren live innerhalb des Chats gestellten Fragen für rege Diskussionen und gaben zahlreiche Anregungen für Themenfortführungen der Vortragsreihe.